An einem einzigen Wochenende im Juni 1967 ging Monterey in die Geschichte ein als das allererste Rockfestival. Der Mangel an offiziellen Freigaben im Laufe der dazwischen liegenden Jahre führte dazu, dass Monterey -– wie Rock & Roll Circus der Stones -- ebenso sehr zu einer Fantasievorstellung des Rock & Roll-Mythos wurde wie zu einer harten Tatsache. Letztendlich stellte dann die britische Gesellschaft Castle Communications 1994 dieses wunderschön ausgewählte Set von vier CDs zusammen. Leider weigerten sich einige Beteiligte (Simon & Garfunkel, Grateful Dead) ihr Material frei zu geben -- vielleicht weil sie fühlten, dass ihre Auftritte unter ihrem Niveau waren. Aber mit mehr als vier Stunden Musik präsentiert dieses Set immer noch einen lebendigen Schnappschuss von diesem Ereignis. Endlich einmal ist die Verpackung ebenso gelungen wie die Musik: Sie finden eine hundertseitige Broschüre voller Erinnerungen, randvoll mit bisher unveröffentlichten Fotos und Reminiszenzen aus erster Hand, von Künstlern wie David Crosby, Dennis Hopper, Steve Miller, Eric Burdon und John Phillips. Das Herzstück der Musik bilden drei Auftritte, ungestüm und voller Leidenschaft: Das Erlebnis The Who und Jimi Hendrix, die beide hier ihr Amerika-Debüt absolvierten und Otis Redding einige Monate vor seinem Tod. The Who und Hendrix waren beide als abschließender Höhepunkt eingeplant. Daher warfen sie eine Münze, um zu entscheiden und The Who ging zuerst. Die Spannung ist zu spüren, beide Bands versuchten sich gegenseitig zu übertreffen, man merkt dies sogar auf der Platte; aber Hendrix ging mit einem überwältigenden Auftritt als Sieger hervor und verstärkte seine Position als Gitarrist an der E-Gitarre der Rockgeschichte. Otis zog ebenfalls alle Register ("I've Been Loving You Too Long", "Shake") für das Peace and Love Publikum.
Monterey war der Augenblick, als Bands wie Jefferson Airplane, Country Joe & The Fish, The Steve Miller Band und die Beach Boys bitter bereuten, die Einladung nach Monterey abgelehnt zu haben -- sie bemerkten zu spät, dass es ihnen ermöglicht hätte, ein neues Publikum zu erreichen. Die Beatles wären gerne gekommen, waren aber mit einem kleinen Album mit dem Namen Sgt. Pepper beschäftigt; und die Rolling Stones saßen im Knast. Dennoch war dieses Wochenende eine Art Schnittpunkt, es markierte die Entstehung einer neuen Richtung für den Rock & Roll und ebnete den Weg für Woodstock zwei Jahre später -- und der größte Teil der Musik, die Monterey zu einem so besonderen Ereignis machte, kann auf diesem Box-Set gehört werden, das als Musterbeispiel dafür dienen kann, wie man ein bedeutendes Ereignis angemessen feiert. Big Brother & The Holding Company (die erstmals Janis Joplin in ihren Reihen hatten) hinterließen ihren ersten echten Eindruck, und es gibt hier großzügige Ausschnitte von diesen Auftritten. Aber es war auch ein Festival der musikalischen Vielfalt, und Auftritte von Ravi Shankar, Hugh Masekela, Booker T & The MGs und Lou Rawls sind inmitten der geschäftigen Aktivitäten der Rock & Roll-Revolution zu hören. --Patrick Humphries
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